Nahrung für die Seele

David Conn, Nahrung für die Seele
David Conn stellt in Trier aus. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Kunst-Dickicht gleich an zwei Orten: Der amerikanische Künstler David Conn zeigt seine gleichnamigen Linolschnitte im Kunstverein Junge Kunst und in der Europäischen Kunstakademie.

Trier. (er) "Er nährt meine Seele und meinen Geist", antwortet er auf die Frage, was ihn am Wald so fasziniere. Kein Wunder, dass der 1941 geborene David Conn dem dichten Grün eine ganze Werkgruppe gewidmet hat. Der Kunstprofessor aus dem bewaldeten New Jersey, der heute in der Trierer Partnerstadt Fort Worth in Texas lebt, kommt regelmäßig an die Mosel. Seit zehn Jahren gibt er an der Europäischen Kunstakademie Kurse. Derzeit ist Conns Werkgruppe "Dickichte" dort und im Trierer Kunstverein Junge Kunst als Doppelausstellung zu sehen.

An der Akademie hat er sein eigenes Dickicht als geschlossenes Geviert aus Linolschnitten und auf dem Boden zerstreuten Blättern inszeniert. Zudem wird dort sein Radierzyklus "Hobos" gezeigt. Die "Dickichte" sind Linolschnitte, die Waldausschnitte aus Bäumen und Unterholz zeigen. Den Grafiken dienen Fotos als Vorlage, die Conn überall aufnimmt, wo Wald ist, auch in der Eifel. Warum er ausgerechnet eine Technik wählt, die höchstens noch bei Schülern in Mode ist, warum nicht den Holzschnitt? "Holz hat selbst zu viel eigene Geschichte", erklärt Conn, "das Linoleum ist wie ein leeres Blatt." Wohl fühlt er sich auch in der Intimität des kleinen Formats. Und was ihn ganz besonders reizt: "Wenn man einmal eine Linie geschnitten hat, kann man nichts mehr ändern". Schutzraum wie dunkle Bedrohung sind Conns "Dickichte". Sie haben etwas vom geheimnisvollen Märchenwald der Romantiker. In ihren Licht- und Schattenseiten spiegelt sich aber auch die Seelennatur ihres Schöpfers. Überhaupt das Licht: Die Lichtführung ist neben Conns virtuoser Schnitttechnik das Eindrücklichste an diesen Linolschnitten. Conn ist geradezu ein Magier des Lichts. Das Licht entrückt seine Dickichte aus der fassbaren Wirklichkeit einer benennbaren Landschaft in die Hell-Dunkelwelt des Geistes und der künstlerischen Vorstellung. Conns Dickichte sind Bilder für jenes Lebensdickicht, in das - wie von den Bergen der Verheißung - das Licht als Erleuchtung fällt.


Kunstverein Junge Kunst Sa und So 14-17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel.: 0651/97638 40, Europäische Kunstakademie Trier, Di bis So 11-17 Uhr, Tel.: 998460, bis 9. Oktober.

 
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 9. September 2010

Link: David Conn, Dickicht, 4. 9. bis 9. 10. 2010

 


Letzte Aktualisierung: 09.10.2010 23:24:18 © 2015 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.